Algarve September 2002 (Lagos, Hotel Canavial Club)

Entfernung Ortsmitte 30 min
Entfernung nächster Minimarkt 15 min (Richtung Innenstadt)
Entfernung Strand 10 min (Praia de Mos)
Entfernung nächste Bushaltestelle 3 min (nur 5 Busse täglich)
40 min (Busbahnhof)
Entfernung Bahnhof 50 min (bei Meia Praia)

Im September ist bei uns nun schon traditionell der grosse Sommerurlaub angesagt. Da ich aufgrund meiner Studienarbeit nicht langfristig planen konnte, haben wir wieder den Ltur-Shop heimgesucht. Leider ist die Algarve ein teureres Reiseziel als Griechenland, wir bezahlten diesmal für 2 Wochen ÜF genauso viel wie letztes Jahr für 3 Wochen HP in Eretria. Die Hotelauswahl war wieder sehr beschränkt, wir buchten dann das Hotel Canavial Club in Lagos, welches sich im Nachhinein auch nicht als Idealhotel entpuppte.
Lagos ist die westlichste der Algarve-Touristenstädte und hat noch historischen Charme bewahrt. Gebäude aus der arabischen Zeit findet man kaum, es wurde vieles beim grossen Erdbeben im 18. Jahrhundert zerstört. Es gibt langgezogene feine Sandstrände wie den Meia Praia im Osten und den Praia de Porto de Mos im Westen, aber auch kleinere Sandbuchten mit zum Teil abenteuerlichen Felsabstiegen (Praia do Canavial, Praia do Camilo). Das Wasser war aber unangenehm kühl, länger als 5 Minuten hat es drin keinen Spass gemacht. Lagos touristischer Schwerpunkt liegt auf dem Zeitalter der Kolonisation. Es war im 15. Jh. Haupthafen des Königreiches, hier entstand auch Europas erster Sklavenmarkt. Überall findet man Denkmale und Strassennamen als Erinnerung an diese Epoche. Portugal ist ein streng katholisches Land, die zahlreichen Kirchen sind gut besucht und meist auch eine Besichtigung wert. Aber die Neuzeit hat auch hier Einzug gehalten, fast alle Restaurants nutzen Touchscreens oder Mobilgeräte zur Bestellerfassung. Auch Bus und Bahn stehen dem nicht viel nach, nur der Wagenpark der CP (Portugals Bahngesellschaft) hat in etwa das Niveau der DB-Regionalwagen von 1990. Die Kriminalitätsrate ist niedrig, Polizei und Nationalgarde sind auch oft zu sehen.

Ausflugsziele:

Faro (Zug, 2h, 8 EUR p.P. hin und zurück):
Die Provinzhauptstadt ist gleichzeitig Standort des Flughafens. Die Altstadt liegt genau in der Einflugschneise. Mit Touristen hat die Stadt nicht viel am Hut, es ist eher eine Industrie- und Einkaufsstadt (obwohl die Shoppingmöglichkeiten nicht sehr berauschend waren). Auf keinen Fall versäumen sollte man die Knochenkapelle im Nordwesten der Innenstadt - 1200 Gebeine künden von der Vergänglichkeit des Lebens. Ein noch eindrucksvolleres Exemplar soll es nördlich von Albufeira geben, dieses haben wir aber nicht besichtigt.
Silves + Portimao (Zug/Bus, 1h):
Silves liegt im Hinterland, die Eisenbahnstrecke verlässt die Küste bei Portimao. Der Bahnhof liegt etwas ausserhalb, von dort fährt ein Pendelbus zum Stadtzentrum (nicht zu jedem Zug, man muss halt Glück haben). Dort erwartet einen schon die rote Festung, die zusammen mit der Bischofskirche auf dem Stadtberg thront und einen schönen Blick über das Hinterland bietet. Danach fuhren wir mit dem Linienbus nach Portimao, neben Albufeira der Haupttouristenort der Algarve. Da Bus und Bahn in der Nähe der Flussbrücken halten, ist es bis zum Strand (Praia de Rocha) ca. 1,5h zu laufen (oder halt Stadtbus). Das Einkaufsviertel befindet sich aber in Gehentfernung von Bahnhof, hier hat man deutlich mehr Möglichkeiten als in Lagos oder Faro, durch die Fussgängerzone ist es auch angenehm ruhig. Zwischen Einkaufsviertel und Strand wird ein Hochhaus nach dem anderen hochgezogen, teils als Hotels, teils als Wohnungen. Urlaub möchte ich in Portimao nicht machen, aber ein Besuch ist keine Zeitverschwendung.
Sagres / Cabo Sao Vicente (Bus, 1h, 6 EUR):
Am äussertsen Südwesten Europas weht immer eine steife Brise, am Kap boomt daher das Geschäft der Wollpulloververkäufer. Hier gibt es auch die letzte Bratwurst vor Amerika. Bei uns war der Leuchtturm in Nebel gehüllt, auch das Meer war kaum zu sehen (100m hohe Steilküste). Ein paar Leute sind mit Fahrrädern von Sagres zum Kap gefahren (ca. 6 km), bei dem Gegenwind war man mit Laufen fast schneller. Zurück in Sagres sollte man nicht die "Seefahrerschule" verpassen. Ob hier wirklich eine derartige Einrichtung bestand ist zweifelhaft, die Festungsmauern bieten jedenfalls einen sehenswerten Blick auf Land und Meer. Sagres selbst ist ein verschlafenes Städtchen am Ende der Alten Welt mit einer langgezogenen Ortsstrasse und einigen Stränden.
Zoo Lagos (Bus, 30 min, 3 EUR + 8 EUR Eintritt):
Im Hinterland von Lagos liegt der sehenswerte Zoo. Hier findet man in sehr schön angelegten Gehegen vor allem Affen und Vögel. Grosstiere gibt es kaum, diese brauchen wohl zu viel Platz. Dies tut dem Zoo aber keinen Abbruch, eher schon die abgelegene Lage und der saftige Eintrittspreis sorgen dafür, dass man den Park fast für sich hat. Das Geld lohnt sich aber, da auch einige Bänke zum Verweilen und Tierbeobachten einladen. Kinder sind auf dem Spielplatz gut aufgehoben.
Grottenfahrt (Schiff ab Lagos Hafen, 2h, 10 EUR p.P.):
An der Hafenpromenade wird man oft von Grottenfahrtsverkäufern angesprochen, so dass wir uns entschlossen, dies auch mal mitzumachen. Man sollte vorher die Preise und Leistungen vergleichen, es gibt erhebliche Unterschiede. Wir fuhren mit der "Noel" bis an die Spitze und stiegen dort in die hinten angehängte Nussschale um. Die Felsformationen sind sehr sehenswert, bei Ebbe kann man sich die Tour aber schenken - einige Innenräume sind dann nicht befahrbar. Man kann auch direkt unterhalb des Leuchtturms starten (Treppe), der Preis war aber derselbe wie ab dem Hafen.

Anreise

Portugal ist EU-Land, theoretisch gibt es bei der Einreise keine Kontrollen mehr. Um aber an Bord des Fliegers zu kommen will die Fluggesellschaft den Personalausweis sehen, auch im Hotel haben wir ihn gebraucht. Die einfachste Art der Anreise ist sicher der Direktflug nach Faro. Wir kamen in den Genuss eines Linienfluges mit TAP Air Portugal mit Umsteigen in Lissabon. Mit dem Gepäck hat alles gut geklappt, der Service an Bord war besser als bei Lufthansa nach Malta (selbst auf dem 30 Minuten Hupfer von Lissabon nach Faro gab es zu essen und zu trinken). Es ist auch die Anreise per Bahn über Lissabon möglich oder per PKW durch Frankreich und Spanien. Da sollte man aber 2-3 Tage einplanen.

Essen:

In Portugal sollte man sich mit Fisch vollschlagen, dieser ist hier gut und preiswert. Besonders zu empfehlen ist eine Cataplana, das sind zwei zusammengeklammerte Kupferhalbschalen mit Fisch oder Fleisch und Kartoffeln drinnen. Man findet aber auch Pizzerien und chinesische Lokale sowie Snackbars.
Empfehlen können wir: Campimar am Porto de Mos, O Pinguim (10 min vom Hotel, Wegbeschreibung bei Interesse per e-Mail), Gil Eanes (Snackbar am Sebastiansplatz) und die Pizzeria zwischen Sebastiansdenkmal und Strandpromenade. Das Preisniveau liegt in etwa auf ostdeutschem Niveau, Getränke sind preiswert. Das Eismonopol hat Langnese, es gibt aber am Sebastiansplatz (und an der Marina) eine Eisdiele mit leckerem Softeis. Kugeleis ist unverschämt teuer (ab 1 EUR pro Kugel).

Geld:

Portugal ist EURO-Land, damit ist Geldumtausch kein Problem mehr. Geldautomaten gibt es einige, der am Kreisverkehr beim Hotel Montemar nimmt auch Postbank-Visa-Plus.

Shopping:

Die Preise liegen allgemein in etwa auf deutschem Niveau. Bedeutendste Touri-Artikel Portugals sind Korkerzeugnisse und Azulejus, farbige Kacheln (nicht frostfest!). In den Geschäften ist eine Mittagspause üblich, meist zwischen 13 und 15 Uhr.

Sprache:

Die Portugiesen sprechen, wer hätte es gedacht, Portugiesisch. Die meisten verstehen aber auch englisch und deutsch.

Religion

Die Portugiesen sind fast alle katholischen Glaubens. Es gibt viele Kirchen mit gutbesuchten Gottesdiensten.

Strand:

Viel feiner Sandstrand, vor allem Meia Praia und Praia de Porto de Mos sind auch für Kinder geeignet. Der Praia do Canavial (Hausstrand des Hotels) ist nicht so schön. Man ist aufgrund des riskanten Abstiegs zwar fast allein (dehalb wird er auch von FKKlern genutzt), im Wasser befinden sich aber Felsplatten und unangenehme Wasserpflanzen. Praia da Dona Ana, Praia do Campilo und der Stadtstrand am Fort sind überlaufen. Das Wasser ist aber s**kalt.

Verkehr:

Das preiswerteste Verkehrsmittel ist die Bahn, 70 km hin und zurück kosten 8 EUR. Der Zug schaukelt wie zu alten Reichsbahnzeiten, es lässt sich prima drin schlafen. Die Bahnhöfe liegen aber meist weit ausserhalb der Städte (Ausnahmen: Lagos, Portimao, Faro, Olhao). Das Busnetz ist brauchbar, aber nicht auf Touristenbedürfnisse ausgerichtet (z.B. nur eine brauchbare Verbindung pro Tag zum Zoo oder zum Cabo Sao Vicente). Mietwagenverleihs gibt es an jeder Ecke. Wir wollten uns bei Aluguermoto Fahrräder ausleihen, doch als der Verleiher eine Stunde zu spät kam und dann noch unhöflich wurde haben wir es gelassen. Er hat allerdings fast das Monopol in der Stadt, es gibt aber noch einen billigeren Anbieter an der Strasse zwischen Shelltankstelle und Busbahnhof. Diesen entdeckten wir aber zu spät um ihn noch zu nutzen. Portugal ist ein fussgängerfreundliches Land, es gibt viele Fussgängerüberwege und -ampeln. Diese werden mit Buckeln abgesichert, man kann in Portugal nur schwer durch die Orte rasen. Auch bei Baustellen kommt diese Verlangsamung zum Einsatz. Ausserdem gibt es noch viele geschwindigkeitsgesteuerte Ampeln.

Unterbringung:

Der Canavial Club liegt in einem Neubaugebiet (alles zweistöckige Ferienhäuser) ziemlich abgelegen. Es empfiehlt sich, einen Mietwagen zu nehmen (oder zumindest Fahrräder). Das Hotel selbst hat keine Küche, es wird nur Frühstück angeboten. Die Rezeption ist nur zwischen 8 und 20 Uhr besetzt (ausser es werden noch Neuankömmlinge erwartet), abends kann man sich also auch nicht an der Bar vergnügen. Da das nächste Restaurant 10 min entfernt liegt, ist das doch nervig. Die Zimmer sind sehr gross mit Badewanne, Balkon/Terrasse und Sat-TV (RTL, Sat1, Pro7 und 3Sat). Durch die Lage am Allerwertesten von Lagos ist es sehr ruhig, ideal zum Ausschlafen. Das Frühstücksbuffet war sehr lecker, meist gab es auch etwas kleines warmes. Für Kinder gab es im Hotel nichts, weder Spielgeräte noch einen Kinderpool. Dafür gibt es viel Grün in der Anlage.

Fazit:

Die Algarve ist für einen Strandurlaub gut geeignet, durch Touren ins Hinterland kommt auch keine Langeweile auf. Zum richtigen Baden war uns das Wasser allerdings zu kalt. Das Hotel Canavial Club können wir aufgrund der abgelegenen Lage nur bedingt empfehlen, es gibt aber weit schlimmere Hotels (z.B. Montemar direkt an der Hauptstrasse).
 
Knochenkapelle in Faro Blick von der Festung Silves
Knochenkapelle Festung Silves
Affenanlage im Zoo Lagos Praia de Porto de Mos
Zoo Lagos Praia de Porto de Mos
Zug im Bahnhof Lagos Meia Praia
Zug Meia Praia
Hotel Canavial Club Praia do Canavial bei Ebbe
Canavial Club Praia do Canavial
Grottenfahrt Lagos Strandpromenade
Grottenfahrt Lagos

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